Eine Craniomandibuläre Dysfunktion beschreibt den Verlust der Funktionsfähigkeit des Kiefergelenkes. Symptome einer CMD können sich auf verschiedene Weisen wie Bruxismus (Knirschen), Probleme bei der Futteraufnahme, Probleme beim Reiten, Abbau der Muskulatur, etc. äußern. Ich habe mich mit dieser Erkrankung näher befasst und einen Ausschnitt dessen möchte ich hier mit euch teilen.
Herzlich Willkommen auf meinem Impuls MJ-PhysioBlog, ich werde hier Themen wie Erkrankungen des Bewegungsapparates und auch Tipps für einen gesunden Alltag mit euren Tieren teilen. Über Anregungen, Fragen und Feedback freue ich mich natürlich sehr, also abonniert gerne meinen Blog und bleibt gespannt auf die weiteren Themen und Konversationen die ich für euch bereit stellen werden.
Bevor ich die Auslöser für eine Kiefergelenks Dysfunktion erläutere, machen wir einen kurzen Ausflug in die Anatomie des Kiefergelenkes bei den Equiden.🔎
Das Kiefergelenk ist das sogenannte "Art. Temporomandibularis" und wird gebildet durch das Schläfenbein "Os Temporale", dem Unterkiefer "Mandibula", sowie der Gelenkscheibe "Discus articularis".
Zu seinen Aufgaben zählen das Öffnen und Schließen, sowie seitliche Gleitbewegungen des Pferdemauls. Für diese Funktion sind mehrere Muskeln zuständig. Zur Vereinfachung nenne ich hier nur 3 von Interessanter Bedeutung, es zählen noch weitere Muskeln zu dem Kiefergelenk.
Muskuläre Verbindungen:
Der äußerst prominente M. Masseter verbindet flächig Mandibula (Unterkiefer) zu Maxilla (Oberkiefer) und agiert als Maulschließer.
Der en M. Sternomandibularis, er verbindet die Mandibula (Unterkiefer) mit dem Sternum (Brustbein) und agiert als Maulöffner.
Der M. Temporalis verbindet Mandibula (Unterkiefer) mit Os Temporale (Schläfenbein) und agiert als Maulschließer.
Wie entsteht eine CMD?
Natürlich gibt es verschiede Ursachen die beim Pferd zu einer CMD führen können.
Als erstes möchte ich auf ein mögliches Traumata hinweisen, welches in allen Lebensphasen des Tieres entstehen kann, dazu zählen Stürze sowie ein heftiges Anschlagen des Schädels. Ein häufig vorkommendes Trauma entsteht beispielweise bei dem sogenannten "Aufhängen". In diesem Fall erschrickt das mit dem Halfter angebundene Tier derart, dass es versucht sich los zu reißen. Dabei entsteht extremer Druck auf das Kopfskelett, die ersten Kopfgelenke und das Kiefergelenk. Das Fluchtverhalten der Pferde ist hierbei komplett unterbunden und verursacht enormen Stress was während des ruckartigen Rückwärts ziehen ein Festbeißen verursacht. Je nach Situation entsteht ein minderwertig bis schweres Trauma des Okziput (Hinterhauptbein) und der umliegenden Strukturen. Unbehandelt führt dies zu einer CMD.
Eine weitere mögliche Ursache besteht durch den Reitsport. Hier ist es wichtig das die Pferde fähig sind den Reiter zu tragen, sowie die Körperbalance zu beherrschen. Dafür sind verschiedene Muskelgruppen unbedingt zu trainieren und zu erhalten. Eine ordentliche Anlehnung ist wichtig für die Balance der Pferde, damit sie in der Lage sind das Reitergewicht abzufedern. Dafür ist es notwendig das die Pferde an das Gebiss heran treten und dabei regelmäßig abkauen. Es sollten Möglichkeiten zum Entspannen, sowie loslassen gegeben sein. Der Reiter muss ein Gespür für sein Tier entwickeln um eine Überforderung zu vermeiden.
Leidet das Pferd bereits an einer CMD bleibt die Entspannung aus, auch wenn der Reiter sich bemüht Erholungs- und Dehnungsphasen einzubauen.
Spürbar dies für den Reiter in verschiedenen Formen z.B. das Pferd „liegt stark auf der Hand“ oder "rollt sich ein", es zeigt sich verspannte Muskulatur am ganzen Körper, ein schwungloser Rücken, Taktunreinheit, allgemeine Schiefe, Bruxismus (Knirschen im Alltag oder unter dem Sattel) oder durch Bewegungsunlust, das Pferd wird "triebig".
Ohne die Verbindung zum Maul kann das Pferd nicht die benötigte Rückenmuskulatur aktivieren und nutzen. Für diese Verbindung ist ein gesundes Kiefergelenk notwendig, denn nur über das Kiefergelenk erreicht das Pferd auch die Fähigkeit der Kopfgelenke. Gleichzeitig wird der Mechanismus der Nackenmuskelgruppen erreicht, welche somit die Federung der Halswirbelsäule ermöglichen. Daraus ergibt sich die Tragfähigkeit des Rumpfes, diese geht fließend in die Bewegung des Rückens und der Lendenwirbelsäule über. Des weiteren ist nur mit dieser Funktionskette ein Beugen/Strecken der Hüfte, sowie die Tragfähigkeit bzw. der Schub aus der Hinterhand möglich, was wiederum für die Elastizität des Rückens unumgänglich ist. Fällt einer dieser Kettenbausteine weg, entstehen Fehlbelastungen und Schmerzen beim Tier.
Als nächstes besteht noch die Möglichkeit das eine CMD durch ein auf Dauer stressbedingtes Knirschen der Pferde verursacht wird. Gründe hierfür sind vielfältig:
Von Stress durch die Haltungsbedingungen bis hin zu jeglicher Krankheit die ein Unwohlsein verursacht.
Auch die Zahnbehandlung durch den Tierarzt kann sich auf das Kiefergelenk auswirken. Durch das Maulgatter, zusätzliche Fixierung des Kopfes und die Dauer der Behandlung können Verspannungen entstehen. Vor allem wenn das Tier bereits Kiefergelenksproblematiken aufweist und unbehandelt in diese Haltung quasi "gezwungen" wird, ist das nachwirkend mit Schmerzen verbunden.
Gerade nach einer Zahnbehandlung, ist es zu empfehlen einen Termin bei einem Therapeuten für euer Tier zu vereinbaren, um etwaige Verspannungen zu lösen. Im Besten Fall zählt der mind. 1mal jährliche Check-Up bereits zu euren Terminplan. So könnt ihr Vermeiden das eure Pferde in ungeeigneter Verfassung eine Zahnbehandlung durchleben, was im nachhinein sehr Schmerzhaft ist.
Welche Folgen hat eine CMD?
Die Spannungen in der Kaumuskulatur werden vom Körper durch das bekannte Knirschen verarbeitet. Die Kaumuskulatur erleidet auf Dauer einen Hartspann, deutlich spürbar am M. Masseter. Die darauf folgende Kettenreaktion ist enorm groß an dieser Stelle.
So können viele Symptome, wie bereits oben genannte aber auch z.B. durch Fehlbelastung entstandene Gelenksentzündungen auf eine verspanntes Kiefergelenk zurück führen.
Falls ihr euch nun fragt ob euere Pferde davon betroffen sind, ihr euch aber nicht sicher seit, habe ich folgende Tipps:
Probiert doch mal den Test mit dem Apfel.🍎
Die Größe des Apfels in Bezug zum Pferdmaul ist hierbei zu beachten.
Beißen eure Pferden herzhaft ab?
Wie weit öffnet sich das Maul dabei, was fällt euch auf?
Natürlich ist dies nur eine Möglichkeit zum Mutmaßen, daher gibt es jetzt noch einmal eine Zusammenfassung der möglichen Symptome:
Bruxismus (Zähneknirschen)
Hypertonie (Hartspann) des M. Masseter
Unterschiedliche Probleme beim Reiten
Einrollen des Pferdekopfes beim Reiten
Zungenfehler beim Reiten
Generelle Muskelatrophie (Abbau der Muskulatur) ohne ersichtlichen Grund
Schlecht bzw. wenig ausgebildete Rückenmuskulatur
Schlecht bzw. wenig ausgebildete Halsmuskulatur
Schlecht bzw. wenig ausgebildete Hinterhandsmuskulatur
Taktunreinheit
Gelenksentzündungen distaler Gliedmaße
Podotrochlose (Hufrollenentzündung)
Bewegungsunlust
Schlechte Futteraufnahme
Verdauungsproblematiken wie Kotwasser, Kolik, Durchfall, Verstopfung
Stridor (Kehlkopfpfeifen)
Hypertrophie (Extrem ausgebildeter Muskel) des M. Brachiocephalicus
Hypersensibilität des M. Cutanei Omobrachialis, dein Pferd machen Fliegen🦟 verrückt, sowie jegliches berühren im Kopf-/Hals-/Brustbereich.
Die aufgeführten Symptome können jederzeit in Verbindung mit anderen Erkrankungen
auftreten und sind demnach differenziert zu betrachten.
Um ganz sicher zu gehen, lasst eure Pferde von dem Tierarzt/Tierärztin, Physiotherapeuten/in, Osteopathen/in oder Chiropraktiker/in eueres Vertrauens Checken, um solch einem Teufelskreis vorzubeugen. Denn auch das Kiefergelenk kann an einer Arthrose erkranken. Also gilt auch hier mal wieder das Motto "Vorsorge ist besser als Nachsorge."
Comentários