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Kreuzbandriss beim Hund: Ursachen, Vorsorge & Nachsorge aus physiotherapeutischer Sicht



Ein Kreuzbandriss gehört zu den häufigsten orthopädischen Verletzungen beim Hund und leider auch zu den schmerzhaftesten.

Als Hundephysiotherapeutin sehe ich regelmäßig Hunde, die nach einer solchen Verletzung oder Operation wieder auf die Beine gebracht werden müssen. Doch viele Fälle ließen sich durch gezielte Vorsorge und Aufklärung vermeiden.



In diesem Beitrag erfährst du:


  • was beim Kreuzbandriss im Knie passiert,

  • welche Hunde besonders gefährdet sind,

  • welche OP-Methoden es gibt,

  • und wie du durch Physiotherapie zur Heilung beitragen kannst.



Was passiert beim Kreuzbandriss?

Im Kniegelenk (Stifle) des Hundes verlaufen – wie beim Menschen – zwei Kreuzbänder: das vordere (craniale) und das hintere (caudale) Kreuzband.

Das vordere Kreuzband stabilisiert das Gelenk und verhindert, dass das Schienbein (Tibia) nach vorne gleitet.


Wenn dieses Band reißt oder überdehnt, verliert das Knie an Stabilität. Das führt zu Schmerzen, Lahmheit und einer ungleichen Belastung des Gelenks – was unbehandelt zu Arthrose führt.



Diese Hunde sind besonders häufig betroffen

Ein Kreuzbandriss kann grundsätzlich jeden Hund treffen – vom sportlichen Border Collie bis zum gemütlichen Familienhund.

Allerdings sind bestimmte Rassen und Körperbautypen deutlich anfälliger.


Risikogruppen:


  • Mittlere bis große Rassen (20–50 kg)

  • Übergewichtige Hunde

  • Hunde mit steiler Hinterhand oder X-Beinstellung


Typisch betroffene Rassen:


  • Labrador Retriever

  • Golden Retriever

  • Berner Sennenhund

  • Boxer

  • Staffordshire Terrier

  • Rottweiler

  • Akita / Shiba Inu

  • Border Collie

  • Neufundländer


Auch kleinere Rassen (z. B. Jack Russell Terrier, West Highland White Terrier) können betroffen sein, aber meist durch ein Trauma oder falsche Bewegung.



Symptome – woran du einen Kreuzbandriss erkennst

  • Plötzliche Lahmheit oder Nichtbelasten eines Hinterbeins

  • Schmerz beim Treppensteigen, Springen oder Hinsetzen

  • Schwellung und Wärme im Kniegelenk

  • „Nachhinken“ nach Ruhephasen

  • Muskelabbau am betroffenen Bein bei längerem Verlauf



Tipp: Bei Verdacht sollte immer ein Tierarzt zur genauen Diagnose (inkl. Schubladentest und Röntgen) aufgesucht werden.




OP-Verfahren beim Kreuzbandriss

Es gibt mehrere chirurgische Verfahren, um das Knie nach einem Kreuzbandriss zu stabilisieren. Die Wahl hängt ab von Größe, Gewicht, Aktivität und Gelenkform des Hundes.

Hier ein Überblick über die wichtigsten Methoden:



1. TPLO (Tibial Plateau Leveling Osteotomy)

Bei der TPLO wird das Schienbein (Tibia) operativ umgeformt, um den Neigungswinkel der Gelenkfläche zu verändern.

Dadurch wird die Schubbewegung im Knie verhindert – das Kreuzband wird sozusagen „überflüssig“.


Vorteile:

  • Sehr stabil, besonders für aktive und große Hunde

  • Schnellerer Belastungsaufbau möglich



Nachteile:

  • Aufwändiger Eingriff mit Knochenschnitt

  • Höhere Kosten und längere Heilungsphase



2. TTA (Tibial Tuberosity Advancement)

Hierbei wird der Ansatz der Patellarsehne (am Schienbein) nach vorne versetzt. Dadurch verändert sich die Kraftlinie im Knie – ebenfalls mit dem Ziel, die Schubbewegung zu eliminieren.


Vorteile:

  • Gute Stabilität bei sportlichen Hunden

  • Weniger Veränderung der Knochenform als bei TPLO


Nachteile:

  • Metallimplantate notwendig

  • Nicht für alle Knieformen geeignet



3.TTO (Triple Tibial Osteotomy)

Eine Kombination aus TPLO und TTA – wird eher selten angewandt, kann aber bei bestimmten anatomischen Bedingungen sinnvoll sein.


Neben den bekannten Verfahren wie TPLO oder TTA kommen auch extrakapsuläre Stabilisierungsmethoden zum Einsatz. Diese sind besonders bei kleinen bis mittelgroßen Hunden beliebt – oder wenn andere Operationsverfahren nicht möglich sind.



4.Extrakapsuläre Stabilisierung (z. B. Flo-Technik)

Bei dieser Methode wird das instabile Kniegelenk außerhalb der Gelenkkapsel stabilisiert.

Ein robuster Faden oder eine synthetische Schlinge (meist aus Nylon oder Polypropylen) wird entlang des natürlichen Verlaufs des vorderen Kreuzbands gelegt und fixiert. Dadurch wird das Schienbein am Vorschieben gehindert, bis der Körper durch Narbenbildung selbst für ausreichend Stabilität sorgt.


Diese Technik ist bewährt und sicher, vor allem für kleinere oder weniger aktive Hunde.

Sie zielt auf eine mechanische Stabilisierung ab – das Gelenk wird ruhiggestellt, damit das Gewebe in Ruhe heilen kann.



5.Zlig®- oder Vetlig®-Methode – die moderne Weiterentwicklung

Die Zlig®-Methode (früher „Vetlig®“) verfolgt ein ähnliches Ziel, nutzt aber ein biologisch aktives Konzept.

Anstelle eines Nylonfadens wird hier ein biologisch abbaubarer, elastischer Faserstrang eingesetzt, der das Kreuzband funktionell ersetzt.


Das Implantat wird im Inneren des Gelenks (intraartikulär) mit speziellen Knochenankern befestigt und ahmt die natürliche Elastizität des Kreuzbands nach.

Während der Heilungsphase baut der Körper das Material langsam ab und ersetzt es durch körpereigenes Bindegewebe – also eine Art „biologische Rekonstruktion“ des Kreuzbands.


Diese Methode eignet sich besonders für mittelgroße bis große Hunde oder sehr aktive Tiere, bei denen eine funktionelle Stabilität wichtig ist.



Physiotherapeutische Nachsorge: der Schlüssel zur Heilung

Egal, welches Verfahren gewählt wurde:

Physiotherapie ist entscheidend, um Schmerzen zu lindern, Beweglichkeit zu erhalten und Muskulatur gezielt wieder aufzubauen.



Frühphase (1.–3. Woche nach OP)

  • Schonung, kontrollierte Leinenführigkeit

  • Kühlende & Entzündungshemmende Anwendungen:

    Laser-, Farblicht- oder Kryotherapie

  • sanfte Massage zur Schmerzlinderung

  • Passive Bewegungsübungen (Mobilisation)



Aufbauphase (4.–8. Woche)

  • Muskelaufbauübungen (z. B. Gewichtverlagerung, Sit-to-Stand)

  • Gleichgewichtstraining auf instabilen Unterlagen

  • Ggf.

    Laufbandtraining oder Unterwasserlaufband



Spätphase (ab 9. Woche)

  • Gezieltes Krafttraining für Hinterhand & Rumpf

  • Koordinations- und propriozeptives Training

  • Rückkehr zur normalen Aktivität


Wichtig: Nach dem ersten Kreuzbandriss besteht ein erhöhtes Risiko für einen Riss am anderen Bein, daher ist beidseitiges Muskeltraining Pflicht!



Fazit

Ein Kreuzbandriss ist eine ernsthafte, aber gut behandelbare Verletzung.

Mit frühzeitiger Diagnose, der passenden OP-Methode und einer individuell angepassten Physiotherapie kann dein Hund wieder ein völlig normales, schmerzfreies Leben führen.


Vorbeugen ist dennoch der beste Schutz:

Starke Muskeln, gesunde Gelenke und angepasste Bewegung sind die beste Versicherung gegen Kreuzbandprobleme.



Tipp für Hundebesitzer:

Wenn du dir unsicher bist, ob dein Hund richtig läuft, oder du frühzeitig etwas für seine Gelenke tun möchtest, lass ihn regelmäßig physiotherapeutisch durchchecken.

Oft erkennt man erste Anzeichen einer Fehlbelastung, bevor es zum Riss kommt.


Impuls MJ – Mobile Tierphysiotherapie | Jessica Münch

Dein Hund hat sich das Kreuzband gerissen oder wurde bereits operiert?

Dann ist jetzt die richtige Zeit, um mit der physiotherapeutischen Nachsorge zu beginnen.


Durch gezieltes Training, Muskelaufbau und schmerzlindernde Techniken unterstütze ich deinen Hund dabei,

  • sicher wieder auf vier Pfoten zu stehen,

  • Fehlbelastungen zu vermeiden,

  • und das gesunde Knie zu schützen.


!Jeder Tag ohne gezielte Bewegungstherapie kostet Muskulatur und Beweglichkeit.

Warte also nicht zu lange, je früher du beginnst, desto besser sind die Heilungschancen.


Ich begleite dich und deinen Hund individuell, direkt bei euch zu Hause oder im gewohnten Umfeld.


Melde dich jetzt für eine Reha-Begleitung oder Nachsorge nach Kreuzbandriss-OP unter

Kontakt:

📞 01791191328

Terminvereinbarung & Erstberatung auf Anfrage möglich

📍 Standort: 67547 Worms

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